Meine derzeitig engste Kontaktperson ist mein Garten. Auch in „normalen“ Zeiten verbringe ich viel Zeit darin und kenne alle Pflanzen, die darin wachsen. Über die reichlich vorkommenden „Unkräuter“ oder besser Wildkräuter freue ich mich auch immer wieder, bloß mit dem Fünffingerkraut stehe ich auf Kriegsfuß. In einem Gartenteil hat es ganz unauffällig eine große Fläche erobert und ist dabei, seine langen Ausläuferfühler in Richtung Staudenbeete auszufahren. Scheinbar denkt es, die Gärtnerin kommt hier nicht so oft vorbei, also nutze ich Chance und schaue einmal wie weit ich ungehindert komme. Aber nicht mir!
Wenn Ihr auf den Fotos die tiefe Pfahlwurzel und die langen Ausläufer seht und dann noch wißt, dass es sich auch über Samen vermehrt, versteht Ihr sicher meinen Unmut. Also bin ich mit dem passenden Werkzeug dem Unkraut beileibe gerückt und habe nach einiger Zeit entnervt kapituliert. So viel Zeitaufwand! Und dann sieht es in ein paar Tagen ähnlich aus. Das kann nicht die Lösung sein. Und heißt es nicht, dass in der Natur nichts ohne Sinn ist und alles einen Zweck erfüllt? Aber wozu ist dieses Kraut gut, außer die Gärtnerin zu ärgern? In dem Buch Die Kräuter in meinem Garten. Von Alant bis Zwiebel: Bestimmung und Anbau der Heilpflanzen – Botanik und Brauchtum – Mit Bachblüten, Homöopathie und Schüßler-Salzen. 500 Heilpflanzen – 2000 Anwendungen – 800 Rezepte wurde ich dann fündig. Dort fand ich Potentilla erecta als nützliches Heil-und Küchenkraut angepriesen. Zum Beispiel gibt es dort neben vielen anderen Rezepten eines für einen Frühjahrswein. Für den benötigt Ihr einige Blättchen von Fingerkraut, Himbeere, Schafgarbe und Veilchen-und Gänseblümchenblüten. Das alles gießt Ihr mit 0,25l gutem Weißwein für einige Stunden auf, seiht es danach ab und fertig ist der aufmunternde, kreislaufaktivierende Frühjahrswein. Der wird dann likörgläschenweise genossen und der Frühling kann kommen! Außerdem werden dem gelbblühenden Kräutlein wundheilende, zusammenziehende und fiebersenkende Eigenschaften zugesprochen. Als Rosenblütengewächs eigenet es sich auch für Salate und andere Gerichte…
Je mehr ich las, desto sympatischer wurde mir das Pflänzchen. Und es stellte sich mir die Frage, ob es nicht besser wäre, sich mit ihm zu arrangieren? Seine Blättchen und Blüten demnächst zu nutzen anstatt sie zu bekämpfen? Und vielleicht hilft es mir auch meine Sichtweise zu ändern? Schließlich sind doch seine Überlebensstrategien bemerkenswert. Die tiefe bis 40cm lange Wurzel sichert die Wasser -und Nährstoffaufnahme auch in trockeneren Zeiten und die langen Ausläufer bringen es schnell an den gewünschten Ort. Inzwischen bin ich etwas besänftigt und weniger aggressiv und spare mir meine Energie für wichtigere Dinge!
Liebe Sabine,
ich finde deinen Blog sehr informativ, spannend und erfrischend zu lesen. Vielen Dank für die vielen nützlichen Einblicke in das Gartenleben.
Bitte mach weiter so.
Liebe Grüße Romy
Liebe Romy, das freut mich, danke! Solange die Coronaphase dauert, werde ich täglich berichten. Später dann nur noch einmal wöchentlich.
Liebe Grüße
Sabine